Liegerad und Pedelec fahren
2025 Pedelec

15 Monate ebike – eine erste Bewertung

15 Monate ebike – eine erste Bewertung

Seit nunmehr rund 15 Monaten fahren wir ebike und ebike fahren ist eine schöne Erfahrung. Berge und Wind können uns nicht mehr schrecken, lange Touren auch in Mittelgebirgen sind sehr gut fahrbar und die Möglichkeiten unsere Touren zu gestalten sind vielfältiger geworden.

  • Steile Anstiege (siehe Tecklenburg) sind fahrbar.
  • Schotterwege sind leicht zu fahren.
  • Sandige Wege und Waldwege haben den Schrecken weites gehend verloren.
  • Selbst Wege hinauf auf den Ochsenkopf haben wir schon gemeistert.

Das ebike hat viele Wünsche an Strecken aufkommen lassen, die wir gerne noch fahren wollen.

Aber wo Licht ist da ist auch bekanntlich Schatten. Einiges haben wir uns deutlich anders vorgestellt.

Am Liegerad haben wir alle Inspektionen in Eigenregie durchgeführt, da wurde gereinigt und geschraubt.

  • Etliche Bremsbeläge haben wir an den Liegerädern getauscht und das manchmal auch mitten auf der Tour. Haben die Bremsbeläge am Liegerad so etwa 10-15.000 km durchgehalten, so sind es beim ebike grade mal 4.000 km, wenn es gut läuft. Achtet man einmal nicht früh genug drauf, dann ist die Scheibe gleich mit zu tauschen, weil Stahl auf Stahl gebremst hat.
  • Ein Kettensatz hat am Liegerad mind. 15.000km durchgehalten. Die Werbung weckt Erwartungen, dass mit einem Riemen Laufleistungen von 30.000km und mehr möglich seien, doch bei uns weit gefehlt. Wir wären schon mit einer Laufleistung von 20.000 km mehr als zufrieden gewesen, aber bei beiden Rädern war nach rund 9.000 km Schluss mit dem Riemen und auch den Riemenscheiben – Kostenpunkt rund 350€ nur für das Material. (Aufgrund dieser Kosten hat uns auch die Fahrradversicherung den Vertrag gekündigt) 
  • Selbermachen um Werkstattkosten zu minimieren ? Zumindest bei Riese und Müller Fehlanzeige; Einige Teile sind im Fachhandel nicht zu bekommen. So zum Beispiel die hintere Bremsscheibe, an der bei R&M auch der Magnet für die gefahrene Geschwindigkeit verbaut ist. Für das Wechseln der Bremsscheibe hinten muss auch die E14-Schalteinheit demontiert werden, was dann auch den Austausch von Dichtungen nötig macht. Der Riemen muss in seiner Spannung und Ausrichtung sehr genau eingestellt werden, was wiederum Spezialwerkzeug nötig macht.
  • Für den Wechsel des Steuerlagers müssen die Bremsschläuche und Elektronikkabel, die durch das Lager verlegt sind, zurückgebaut werden.

In den 15 Monaten war das Rad 3x zur Inspektion, einmal stand dann das Rad 5 Wochen nicht zur Verfügung weil die Bremsscheibe sich gefaltet hatte, einmal bin ich mehrere Wochen mit einer gebrauchten Bremsscheibe herumgefahren, weil die besagte Bremsscheibe mit dem Aufnehmer für den Magneten nicht zu bekommen war und musste somit 2x die Werkstatt aufsuchen. Bei etwas mehr als 9000 km verlor dann der Riemen die Zähne, so dass die Werkstatt das Rad abholen musste und auch hier dauerte die Reparatur über eine Woche. Und zu guter Letzt scheint nun bei km 13600 das Steuerlager defekt zu sein und muss gewechselt werden.

Alles Schäden, von denen ich sie bei einem Rad, das deutlich über 5000 € gekostet hat, so nicht erwartet habe.

Und da nun die Schäden durch Verschleiß so heftig sind, stellt sich mir die Frage, wie ich denn damit umgehe, wenn so was auf einer unserer Touren irgendwo im Nirgendwo passiert. Dann ist vermutlich Schluss mit Urlaub. Ein Loch im Reifen kann man unterwegs noch flicken, aber wenn die E14 spinnt oder ein Kabel der Schaltung abreißt oder Kontakte korrodieren, der Riemen den Geist aufgibt, dann kann ich unterwegs das nicht mehr richten. Da kann ich nicht das Zugseil der Schaltung austauschen, die gerissene Kette mit einem Kettenschloss notdürftig zusammen dengeln und später beim Händler im nächsten Ort die Kette wechseln lassen. Eine Kette wird vermutlich jeder Fahrradhändler haben, aber einen Gates-Riemen in der richtigen Länge, den wird sich kaum ein Händler auf Lager legen.

Für das, was wir mit den Rädern im Jahr an Kilometer zurücklegen, sind die Kosten und Ausfallzeiten viel zu hoch; beinahe monatlich ist eins der beiden Räder in der Werkstatt. Und das, obwohl die Werkstatt nach den ersten Besuchen die von R&M vorgesehenen Wartungsintervalle vergrößert hat.

Gedanken zu Rohloff am ebike:

Auch in diesem Punkt müssen wir sagen, dass die Rohloff am ebike Licht und Schatten hat:

Pro’s:

  • Tolle Schaltung
  • fast immer den richtigen Gang
  • Tolle Features bei der E14 (autom. Zurückschalten im Stand)
  • Wenig Wartungsaufwand (alle 5000km ein Ölwechsel)

Con’s :

  • Serienausstattung des Schalters mangelhaft, keine genaue Druckstelle, schlecht zu bedienen
  • Immer wieder Ausfälle der E14, solange die Erstausstattung verbaut war, Schaltung konnte nur noch in Gang 1-4 genutzt werden oder schaltete nur noch in Richtung kleiner Gänge
  • Auch mit dem neuesten Update sind Features wie drehzahlabhängiges automatisches Schalten nicht vorhanden (vermutlich von R&M nicht freigegeben).
  • Schaltung verklemmt manchmal beim Zurückschalten an Steigungen.
  • Gänge 12-14 werden selten oder gar nicht genutzt, da das ebike meist zwischen 20 und 30 km/h gefahren wird, wenn es schneller wurde, dann ging es steil den Berg runter und dann rollten wir oder mussten bremsen.
  • Verschieben der Gangstufen (kleinere vordere Riemenscheibe) zugunsten mehr kleiner Gänge aufgrund des Eingangsdrehmomentes nicht möglich.
  • Riemenscheibe für Gates-Riemen mit knapp 100€ recht teuer gegenüber einem Ritzel mit ca 20€, das man zudem als Wenderitzel doppelt nutzen kann.

Von den 14 zur Verfügung stehenden Gängen nutzen wir 2-3 gar nicht, und die Gangstufen 1-3 nur an steilen Stellen bergauf.

Uns würde auch eine 11-Gang-Schaltung genügen, bei der z.B. der 9. Gang bei 25km/h und anliegt. Zwei zusätzliche Gänge oberhalb sollten reichen, und wenn die kleineren 8 Gänge gut abgestimmt sind, dann kommen wir damit genauso gut die Berge hinauf wie mit der Rohloff.

Gedanken zu einer Fahrradversicherung

Fahrradversicherungen sind gut (für die Versicherung) , wenn

  • Der Versicherungsnehmer wenig fährt und wenig Schäden hat
  • Sonst wird die Versicherung schnell gekündigt.

Würde ich noch mal eine zusätzliche Versicherung abschließen ? Ganz klar nein, es sei denn gegen Diebstahl. 

Leistungen aus dem Kasko-Bereich dieser Versicherungen führen nur dazu, dass das Rad regelmäßig in einer Werkstatt gewartet wird bzw gewartet werden muss (Wartungs- und Inspektionskosten trägt der Versicherungsnehmer). Selbst der Austausch von Bremsbelägen muss – wenn sie erstattet werden soll – in der Werkstatt durchgeführt werden und nachträglich gibt es dann Diskussionen mit der Versicherung über die Preise der Ersatzteile und den angesetzten Stundenlohn. Bei größeren Reparaturen ist zudem meist ein Kostenvoranschlag nebst Genehmigung notwendig – dadurch verzögert sich die Instandsetzung.

Die anderen Leistungen wie Pannenhilfe oder Rücktransport wage ich mal anzuzweifeln, insbesondere wenn es sich um eine technische Panne im Nirgendwo handelt und nicht um einen Diebstahl während der Reise. Wann bitte kommt denn Hilfe, wenn ich irgendwo abseits liegenbleibe ? Muss ich 2, 3 oder gar 5 Stunden warten ? Was kann dann vor Ort repariert werden ? Wenn keine Reparatur vor Ort möglich ist,  ist die Reise dann sowieso unterbrochen oder gar beendet und es geht nach Hause.